STRECKENSEGELFLUG

Die Piloten der Segelfliegergruppe Steinkopf üben und messen sich mit Erfolg in der "hohen Kunst des Streckensegelfliegens".
Der Streckensegelflug bietet eine schöne Möglichkeit die Dynamik des Segelfliegens und die Schönheit einer Landschaft nur mit dem Antrieb der Sonne zu genießen und sich neue Ziele zu stecken. Der Pilot nutzt dabei die Thermik (aufsteigende Warmluft), in der er kreist, um Höhe zu gewinnen. Diese Aufwinde erreichen in unserer Region in den besten Streckenflugmonaten im Frühjahr und Sommer bis zu 4 m/s oder mehr! Zum Vergleich: ein Aufzug bewegt sich üblicherweise mit 1 - 2 m/s nach oben. Die so gewonnenen Höhen bis zu 2000 m und mehr, setzt der Pilot im Gleitflug in Streckenkilometer um. Ein Maß für die Gleiteigenschaft eines Segelflugzeuges ist die sogenannte Gleitzahl E. Sie gibt an, wie weit ein Segelflugzeug beim Durchfliegen einer neutralen Luftmasse (ruhige Luft, keine Auf -und Abwinde) aus einem Kilometer Höhe gleiten kann. Dieser Wert ist in der Praxis allerdings vom tatsächlichen Wetter abhängig. Ein guter Streckensegelflugpilot wird sich deshalb so gut wie möglich über das zu erwartende Wetter informieren. Dies ist heute dank Internet vielseitig möglich. Abgesehen vom Material ist ein entscheidender Faktor für ausgedehnte Streckenflüge die Erfahrung und Verfassung des Piloten.

 

 

DIE HOHE KUNST DES SEGELFLIEGENS!

Es kommt hin und wieder vor, dass der Pilot die Wetterlage nicht richtig eingeschätzt hat oder das schlechtere Wetter früher eingetroffen ist als vorausgesagt und ein Flugplatz nicht mehr erreicht werden kann. Dann ist eine Außenlandung auf einer Wiese oder im Feld notwendig. Dies wird bereits in der Ausbildung trainiert und stellt einen Segelflugzeugführer nicht vor unlösbare Probleme. Eine Wiese oder ein Feld mit ca. 250 m Länge und Hindernisfreiheit im Anflug sind bereits ausreichend. Der Abtransport des Flugzeuges erfolgt dann im Anhänger durch kameradschaftliche Teamarbeit von Vereinspiloten.

 

 

Segelflugzeuge lassen sich relativ leicht abrüsten, hierzu werden erst beide Flächen links und rechts im Hänger verstaut, der Rumpf dazwischen geschoben und das Höhenruder findet im Dach des Hängers seinen Platz. Mit sogenannten Aufrüsthilfen (Rollwagen für die Flächen), ist es auf einer ebenen Fläche sogar möglich, ein Segelflugzeug durch eine Person auf- oder abzurüsten. Gegen einen eventuell entstehenden Flurschaden bei einer Außenlandung ist der Segelflugzeughalter versichert. Dieses Fliegen mit der Natur sowie die unvergesslichen Eindrücke aus unserer schönen Landschaft machen die Faszination des Streckenfluges aus, dies unterscheidet Segelflugpiloten von Piloten eines Motorflugzeuges. Der Streckensegelflug ist eine Herausforderung für Körper und Geist. Der Pilot muss körperlich fit sein, um stundenlang mit äußerster Konzentration fliegen zu können. Der Streckensegelflieger hat während eines Fluges sehr viele Entscheidungen zu treffen, zu denen er nur vage Informationen verfügbar hat: Welche Aufwinde fliegt er an? Welche Wolke sucht er sich aus? Welcher Flugweg ist für ihn der Beste? Am Ende eines Tages zeigt sich, wie gut er alle Anforderungen zusammen führen konnte.

Von unserem Platz aus, der für den Streckensegelflug günstig liegt, sind mit dem Segelflugzeug Flüge von über 600 km bei sehr guter Wetterlage bzw. guter und lang anhaltender Thermik möglich. Der aktuelle Rekord mit 840 km hält Michael Wunderle, den er im Jahr 2010 mit seiner DG 400 geflogen ist. Flüge zum Thüringer Wald im Osten, ins Sauerland und zum Harz im Norden oder ins Rheintal bis an die Grenze zu Luxemburg und Frankreich sind bei guter Wetterlage an der Tagesordnung. Bei solchen Streckenflügen verbringt man schon mal schnell 6 bis 8 Stunden oder gar 10 Stunden am Stück in einem Cockpit. Dabei dürfen Verpflegung und die natürlichen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen und sind unter anderem mit ausschlaggebend für den Erfolg eines Streckensegelfluges.

 

Bereits Mitte der 90er Jahre wurden im Verein von begeisterten Segelfliegerpiloten Streckenflüge durchgeführt. Nach und nach ist dies allerdings eingeschlafen und lediglich ein Pilot ist noch regelmäßig der Leidenschaft Streckensegelflug nachgegangen. Seit dem Jahr 2007 haben sich wieder einige Piloten zusammen gefunden und den Streckensegelflug erfolgreich belebt. Neben dem Streckensegelfliegen von unserem Flugplatz finden auch gemeinsame Fliegerurlaube statt und es wird an Streckensegelfugwettbewerben teilgenommen. Neue Scheininhaber werden bei Flügen mit dem Doppelsitzer DG 500 in das Streckenfliegen herangeführt, wobei sie durch unsere erfahrenen Streckenflugpiloten dazu lernen können. Im Winter gibt es auf unseren Aktivenversammlungen immer mal wieder Vorträge zum Thema Streckensegelfliegen. Seid einigen Jahren gibt es eine internen Vereinsmeisterschaft . Durch diese Maßnahmen erhoffen wir uns immer wieder neue Piloten von der Faszination Streckensegelfliegen begeistern zu können und unseren Flugzeugpark gut auszunutzen. Der Gewinner erhält am Ende der Saison einen Wanderpokal und manchmal sogar ein Preisgeld von einigen Mitgliedern.

Wie werden die Flüge ausgewertet?

 

Früher wurden die Flüge noch mit Barographen durchgeführt und die umrundeten Wegpunkte mussten fotografiert werden. In der heutigen Zeit ist dies dank Logger oder eines Flarm (Kollisionswarngerät), welche den Flug mit Hilfe von GPS Daten aufzeichnen, deutlich einfacher geworden. Im Internet gibt es seit dem Jahr 1999 die Plattform OLC (Online Contest), wo jeder seinen Flug hochladen kann und die Möglichkeit hat, sich mit anderen Piloten in der Region zu vergleichen. Damit die Flüge vergleichbar sind, gibt es verschiedene Wettbewerbsklassen, die unter anderem mit der wie oben bereits beschriebenen Gleitzahl zusammenhängen. 

 

 

Im Jahr 2015 wurden von unserem Fluggelände 50 Streckenflüge durchgeführt und dabei 9.968 km mit Hilfe der Sonnenenergie zusammengeflogen. Dabei wurde ausschließlich zum Starten fremde Energie (z.B. Winde oder Motor) benötigt.